In den nächsten Wochen werden wir unter "Aktuelles" interessante Dinge aus der Chronik veröffentlichen.

Los geht ist mit dem Jahr 1962 (Originalauszug aus der Chronik), im Anschluss ist zum gleichen Thema auch noch ein Zeitungsartikel verlinkt (wirklich sehr interessant).

Das Jahr 1962 lieferte dem Bleiwäscher Chronisten noch Stoff über eine weitere besondere Begebenheit, die zwar nicht ernster Natur, aber dafür amüsanter ist und über die Grenzen der Bundesrepublik hinaus bekannt wurde: "Am 14. Januar berief Bürgermeister Becker zwecks Satzungsänderung und Festsetzung eines höheren Wasserpreises eine Bürgerversammlung ein, da die finanzielle Rentabilität des Wasserwerkes nicht mehr gesichert erschien. Man erhöhte den Wasserpreis nicht, forderte jedoch die Bürgerschaft auf, Satzungsgemäß und im Interesse der Allgemeinheit alles Wasser der gemeindlichen Wasserleitung zu entnehmen. Falls "Fremdwasser zapfen" in Bleiwäsche nicht aufhöre, sei die Gemeindeverwaltung zur Erhöhung des Wasserpreises gezwungen.

Scherzhafter Weise bemerkte ein Versammlungsteilnehmer, man solle doch seitens der Gemeinde Auffangen und Verbrauchen von Regenwasser verbieten! Aus diesem, wie gesagt, scherzhaft gemeinten Einwurf wurde ein entstellender Bericht in der Westfalen-Zeitung mit der Schlagzeile: "Wenn es keine Dachrinnen gäbe, hätten Gemeindeväter weniger Sorgen!" Die kuriose Meldung griff "dpa" auf und lief anschließend und sehr schnell durch wohl alle Zeitungen der Bundesrepublik. Selbst WDR und das Fernsehen glossierten die Entdeckung, dass im etwas abseits gelegenen Dörflein Bleiwäsche die Bewohner aus Geiz Regenwasser trinken und der Herr Bürgermeister das nun verboten habe. Und das glaubte man auch überall im weiten Deutschland, bis das Fernsehen nach Bleiwäsche kam, man eine öffentliche Gemeinderatssitzung, in der die Dinge ins rechte Licht gerückt wurden, aufnahm und in der nächsten Woche sendete. Summa summarum: Aus dem Zufall wurde eine großangelegte Werbung für den Fremdenverkehr auf den die Sendung hinwies. Die Gemeindeverwaltung bekam eine Flut von Anfragen und Zuschriften urlaubshungriger Bundesrepublikaner, die ihre Ferien gern "im Lande der Regenwassertrinker" verbringen wollten.

Link zum Zeitungsartikel  Quelle DIE ZEIT, 16.3.1962 Nr. 11